Kiezbewohner versorgen ist nur das eine, von dieser Apotheke ist quasi ganz Berlin abhängig.
Von außen sieht sie aus wie eine feine Kiez-Apotheke. Treppe rauf. Tür auf. Schon steht man in einem kleinen, hellen Verkaufsraum. In der Ecke ein gemütliches Sofa, in der Mitte ein plätschernder Brunnen und vom Tresen her kommt ein freundliches „Hallo“. Soweit alles normal. Doch wenn der Chef einen dann nach hinten führt, merkt man schnell, dass die Hubertus Apotheke am Salzufer mehr ist als eine kleine Apotheke. Viel mehr. Denn hinter dem Verkaufsraum eröffnen sich unerwartet große Lagerhallen, vollgepackt mit Medikamenten oder medizinischem Material. Und Kühlräume, auch gut bestückt mit pharmazeutischen Testreihen. Und so ausholend wie der Chef erzählt, von der Logistik, von seinen 50 Angestellten, versteht sich schnell, dass quasi ganz Berlin abhängig ist von dieser, auf den zweiten Blick gar nicht mehr so kleinen, Apotheke.
„Der Kiez ändert sich und das ist gut“, sagt Bernd Drevenstedt jetzt, schaut aus dem Fenster auf die Bäume, die Straße und den Kanal dahinter. Vor ein paar Jahren noch gab es nur die Altbauwohnungen gegenüber, erzählt er, das Laufpublikum aus den Universitäts- und Forschungsgebäuden nebenan und die paar Wohnungen weiter rauf in Richtung Spree, da wo jetzt der Charlottenbogen entsteht. Doch in letzter Zeit werde mehr gebaut, die Gegend erwache und vor allem junge Menschen und Familien zögen hierher. Die Hausärztin gegenüber berichtete, dass der Altersdurchschnitt ihrer Patienten aktuell bei 38 Jahren liegen würde.
„Und all die alten und neuen Bewohner brauchen natürlich jemanden, zu dem sie gehen können, wenn das Kind fiebert oder Kopfschmerzen von der Arbeit abhalten“, sagt der Apotheker. Und dieser jemand ist er, denn noch ist die Hubertus-Apotheke die einzige in dieser Gegend. Bernd Drevenstedt ist ein ernster Mann mit vollem grauem Bart, einer ruhigen Stimme und Augen, die durch eine gewichtige Brille schauen. „Ich bin Apotheker geworden, weil ich eine Mischung aus Kaufmännischem und Naturwissenschaftlichem machen wollte“, sagt er. Seit 2009 ist er an diesem Standort. Seit 1995 ist er der Besitzer der Hubertus-Apotheke, die er zusammen mit seiner Frau führt. Doch sie versorgen nicht nur die Nachbarn und hören der älteren Bevölkerung und ihren Sorgen zu. Nein, sie kümmern sich auch darum, dass Berlins Krankenhäuser, Pflegeheime, Arztpraxen, Feuerwehren und Rettungsfahrzeuge mit allem bestückt werden, was sie brauchen. Medikamente zum Beispiel, von einfachen Schmerztabletten bis zu Impfstoffen oder Verbandsmaterial und wichtige Notfallmedikamente für die Intensivstationen.
All das bestellen die Ärzte über die Onlineformulare der Hubertus-Apotheke und diese sorgt dann dafür, dass alles rechtzeitig bei den Krankenhäusern ankommt. „Hört sich einfach an“, sagt Drevenstedt, „dahinter steckt aber ein ausgeklügeltes logistisches System.“ Und ein bisschen kann man davon erahnen, wenn man mit ihm treppauf treppab, an Büros und Mitarbeitern vorbei, durch seine Apotheke läuft.
Vor ein paar Jahren zum Beispiel, als die Angst vor der sogenannten Schweinegrippe die Politik und Gesundheitsbranche umtrieb, war die Hubertus-Apotheke für die Lagerung und Verteilung des Impfstoffes für Berlin verantwortlich.
Man könnte jetzt noch tiefer eintauchen, noch weiter zuhören und sich über die veränderten Arbeitsbedingungen für Apotheker berichten lassen oder wie schwierig es mittlerweile geworden ist, bestimmte Medikamente aufzutreiben. Ein andermal. Bestimmt.